Die Thurgauer Politik muss sich mit dem Islamunterricht an Schulen befassen: Die Initiative «Gegen frauenfeindliche, rassistische und mörderische Lehrbücher» hat genug Unterschriften.

CHRISTOF WIDMER

Bekämpfen den Islam-Unterricht Karl Ita, Werner Bätscher, Willy Schmidhauser und Mirza Küçükaslan. (Bild: Nana do Carmo)

 

WEINFELDEN. Die Auseinandersetzung mit dem Islam-Unterricht in Kreuzlingen geht in eine neue Runde. 4500 beglaubigte Unterschriften haben die Urheber der Thurgauer Volksinitiative «Gegen frauenfeindliche, rassistische und mörderische Lehrbücher» nach eigenen Angaben zusammengebracht. Für eine Initiative nötig wären 4000 Unterschriften. Was mit den im Titel der Initiative erwähnten Büchern genau gemeint ist, machten die Initianten gestern vor den Medien nochmals deutlich: Der Koran und die Hadithe, die Überlieferung über Mohammed.

 

Angst vor Nachahmern

Grund für die Initiative sei der Islamunterricht in Kreuzlingen, sagte Komitee-Mitglied Werner Bätscher. Das Volk sei nicht gefragt worden, ob es einen solchen Unterricht wolle. Die Initianten jedenfalls wollen ihn nicht. Auf den Plan gerufen hat sie auch die Befürchtung, dass weitere Schulgemeinden das Kreuzlinger Modell übernehmen könnten.

Für die Initianten ist der Koran die Verkörperung einer Kampfreligion, die die Welt unterwerfen will. Er sei rassistisch, weil er die Welt in Gläubige und vernichtenswerte Ungläubige einteile. Er sei mörderisch, weil er zum Töten von Ungläubigen aufrufe. Und er sei frauenfeindlich, weil er die Frauen als niedere Wesen betrachte. «Wenn der Koran an den Volksschulen gelehrt wird, wird unsere Verfassung mit Füssen getreten», sagte Mitinitiant Karl Ita.

Den Einwand, dass auch die Bibel problematische Stellen aufweise, liess Willy Schmidhauser, Präsident der Schweizer Demokraten Thurgau und Regierungsratskandidat, nicht gelten. Die Bibel rufe nicht dazu auf, Ungläubige zu töten.

Konkret verlangt die Initiative einen Zusatz im Volksschulgesetz, dass Lehrbücher nicht frauenfeindlich, rassistisch und mörderisch sein dürfen. Nach Ansicht von Kritikern der Initiative würde das den Islamunterricht in Kreuzlingen gar nicht verhindern, weil für den Religionsunterricht die jeweilige Religionsgemeinschaft, nicht aber die Volksschule zuständig ist. Das stimme nicht, sagte Schmidhauser. Der Unterricht finde in Schulhäusern statt, die öffentlich finanziert seien.

 

Nicht alle wollen dazu stehen

Nach Schmidhausers Angaben ist das Initiativkomitee überparteilich. Aus welchen Parteien die Mitglieder stammen, konnte er gestern aber nicht sagen. Einzelne Sympathisanten wollten auch nicht offen dazu stehen, sagte er.

Unterstützung erhielt das Komitee von Mirza Küçükaslan, einem exilierten assyrischen Christen, der gestern als Gast anwesend war. Die tatsächliche Verfolgung der Assyrer-Gemeinden in der Türkei und in Irak pauschalisierte er als Folgen eines um sich greifenden Islams – ganz im Sinne der Initianten.

 

Quelle, TZ, 1. März 2012